Filmografie Aktuelle Projekte Filmausschnitte Lehraufträge Links Kontakt


Salzgitter — Pointsz of view



Salzgitter — Pointsz of view
Migration als regional-globales Phänomen am Beispiel Salzgitter


Ein Interaktives Dokumentarwebprojekt zur Migrationsbewegung in Salzgitter
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Braunschweig/Wolfenbüttel
Master Mediendesign
März 2021

Prof. Jutta Tränkle
Prof. Klaus Neuburg

Trailer

Salzgitter – ein junge, sich stetig in Veränderung befindende Stadt lebt durch ihre ganz eigene Migrationsgeschichte. Migration in all ihren Facetten, historisch bedingt, ökonomisch erforderlich, global beeinflusst bestimmt die Aura der Stadt – der Stadtteile muss man sagen: Salzgitter ist ein loses Puzzle aus traditionell dörflichen Wurzeln, das sich über die letzten 77 Jahre zu einem Stadtgefüge orientiert mit und allen Konflikten zum Trotz.
Wer sagt jedoch, dass Heterogenität nicht sein darf? Es kann heißen interkulturell bereichernd, weltoffen und in modernem Selbstverständnis miteinander und nebeneinander zu leben. (Wenn das Puzzle ineinandergreifen soll, gilt es, Ghettoisierung zu vermeiden.)
Die Stadt besteht aus 30 % – gefühlt 70 % – Migration in der zweiten oder dritten Generation, aus Menschen die aus vielerlei Gründen hier angekommen und geblieben sind. Als »DPs« (Displaced Person), als Heimatvertriebene, als Ostflüchtige, als europäische und türkische Arbeitsmigrant*innen, als politisch Verfolgte und wieder als Kriegsflüchtige wie jüngst aus Syrien und viele andere mehr. Um die Stadt im Ansatz zu begreifen, hilft es, sich die Bilder und Schichten der Vergangenheit in einem aktuellen Kontext zu veranschaulichen. Die der unangenehmen Zeiten der Lager im Nationalsozialismus der Reichswerke Hermann Göring und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch die der bereichernden aufstrebenden Zeiten der europäischen und türkischen Migration und die durch die Jahre gewachsene kulturelle Vielfalt von heute.
Dem vielschichtigen Thema ist eine durchdringende Herangehensweise adäquat, ein linearer Film alleine würde diesem nur in Teilen gerecht. Ebenfalls überwinden neu zu errichtende Gedenksteine für das Lagerleidwesen des Nationalsozialismus die Distanz zum heutigen Rezipienten nicht zeitgemäß – Daten und Namen Unbekannter lassen viele unberührt. Vielmehr erreicht eine interaktive Website mit entsprechendem Storytelling die Nachfolgegeneration Betroffener und die Zeitgenossen von heute sehr viel schneller, immersiver: als eine Art virtueller Stolperstein für jeden im Netz zugänglich. Denn erzählende Menschen, ob audio- oder visuell, haben ein hohes Identifikationspotential.

Gemeinsam mit den Masterstudierenden des FB Mediendesigns entstand das Projekt einer Web-Plattform und transmedialen Erweiterungen in der physischen und der virtuellen Welt anhand eines interaktiven Prototypen. Dabei galt es, die Bilder der Vergangenheit und Gegenwart von den Klischees zu lösen und verschiedene »Points of View« von Flucht, Vertreibung, Ankommen und Integrationsversuche Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergründe durch interaktive, virtuelle Formen nahezubringen und für jede*n zugänglich zu machen. Die Möglichkeiten gehen weiter, durch aktive Teilnahme am interaktiven Portal spinnen sich die Fäden durch eigene Migrationserfahrung und -Geschichten in die Gegenwart weiter und sollen zukünftig Raum und Plattform für eigene Migrationserfahrungen der Nutzer*innen bieten. Die Geschichte ist ein Haufen und unser Aggregatzustand der Stadthybridnomaden basiert auf dieser Bedingung. Einzelne Geschichten, historische, aktuelle, alle Formen der Migration betreffend und von den Nutzer* innen in alle Welt erweiterbar, sollen denkbare Bestandteile des Projektes werden, tatsächliche Orte vernetzt in einer virtuellen Landkarte, in einem Film, Dokumenten, Magazinen, vergleichende Fotografien, etc., editiert und crossmedial nutzbar gemacht.


Auf der Website können wir inzwischen unter anderem verorten:

• Ein interaktives – und gleichzeitig analoges – Archiv der Sinne »Von A (über X) nach SZ«.
Hier werden Emotionen, Gerüche, Assoziationen der Flucht und Reminiszensen aus der alten- Heimat „eingeweckt“.
Konzept & Design: Milena Bassen

• »Nosztalgie« Ein Magazin persönlicher Geschichten heimatvert riebener Großeltern:
Die Perspektive der Großeltern aus Sicht der Enkel
Konzept & Design: Anna-Lena Hampel, Nadia Celine Kucab, Raphael Stajer

• Ein Web-VR-Projekt, in dem das NS-Arbeitslager 21 in Hallendorf auf dem heute verwilderten Gelände wieder sichtbar wird.
Konzept & 3D-Visualisierung: Danny Seggelke

• ein Comic zu Migration und Integration auf Deutsch und Englisch über das sich Fremdfühlen in einer neuen Welt
Konzept & Illustration: Natalie Holy

• »Salzgitter- besser als sein Ruf?«
Ein Podcast mit Menschen aus SZ über die migrationsbedingten Vorurteile in der Stadt SZ
Konzept & Realisation: Axel Borns

• Interviews mit Zeitzeugen, z.B. » Drei Generationen, zwei Städte, eine Heimat« Eine multimediale Familiengeschichte
Konzept & Design: Vanessa Reiss

• ausserdem ein digitales Fotobuch Salzgitter früher – heute u.v.a.m.


Partizipation:

Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Möglichkeit, als Nutzer*in selbst Geschichten und Materialien einzureichen, aus denen dann interaktiven Beiträge entstehen können. Auch Materialien aus städtischen Archiven könnten so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.


Partnerschaft:

Das Projekt wurde im Sommer 2021 von Prof. Jutta Tränkle (Bewegtbild) initiiert und im Rahmen eines Forschungsfreisemesters künstlerisch und wissenschaftlich vorbereitet. Im Wintersemester 2020/21 wurden in Kooperation mit Prof. Klaus Neuburg (Interaktive Medien) in der Lehrveranstaltung »Crossmediale Projektentwicklung« sowohl die Konzeption und Gestaltung der Webseite, ein interaktiver Prototyp und die ersten hochwertigen Beiträge erstellt. Damit die Plattform aber wirklich fertiggestellt und veröffentlicht werden kann, bedarf es Unterstützung ideeller bzw. institutioneller als auch finanzieller Natur. Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Kontakt